Die Entscheidung für ein Studienfach ist keine leichte. Es gilt vielfältige Faktoren zu berücksichtigen: Wo kann es studiert werden? Wie sind die Berufsaussichten? Und dann gibt es noch einen Umstand, der vielleicht insgeheim eine Rolle spielen mag. Wie ist die Studierendenschaft meines Wunschstudienfaches im Allgemeinen beschaffen? Oder noch genauer: Wie ist das Geschlechterverhältnis?
Interaktiv ist besser
Ich habe diese Überlegungen zum Anlass genommen dieser Frage mal genauer auf den Zahn zu fühlen. Welches ist eigentlich der männlichste Studiengang Deutschlands? Und welches der weiblichste? Mithilfe der Daten der Studierendenstatistik des Statistischen Bundesamts habe ich eine Grafik zur Veranschaulichung erstellt. Der besondere Clou: Sie ist interaktiv. Zunächst einmal viel Spaß beim Herumklicken.
Auf der logarithmisch skalierten Abzysse des Streudiagramms ist die Studierendenzahl insgesamt abgetragen, auf der Ordinate der Anteil männlicher Studierender. Auf der rechten Seite besteht die Möglichkeit, mit Hilfe von Filtern an der Grafik herumzuschrauben. Der Menüpunkt Fächergruppe bietet die Möglichkeit, nach Fächergruppen, wie Sie auch in der Hochschulstatistik verwendet werden, zu selektieren. Das Auswahlmenü Studienfach erlaubt darüber hinaus, einzelne Studienfächer auszuwählen. Zwei Schieberegler geben die Möglichkeit, nur Studienfächer in einem bestimmten Wertebereich anzeigen zu lassen.
Die als gestrichelte Linien eingezeichneten Mittelwerte geben jeweils die durchschnittlichen Werte aller ausgewählten Studienfächer für die Zahl der Studierenden bzw. den Anteil männlicher Studierender an. Zu beachten ist, dass alle selektierten Studienfächer mit gleicher Gewichtung in die Berechnung dieser Werte eingehen, unabhängig von der tatsächlichen Anzahl der im jeweiligen Studienfach eingeschriebenen Studenten.
Männer aus Stahl
Was ist nun der männlichste Studiengang Deutschlands? Für diejenigen, die es noch nicht selbst herausgefunden haben, es ist, wie könnte es anders sein… STAHLBAU! Mit bombastischen 95 Prozent ist Stahlbau der Studiengang mit dem höchsten Männeranteil. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Verkehrstechnik und Feinwerkmechanik. Damit bestätigt sich, was zu vermuten war. Die ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge sind die zu größten Teilen männlich belegten. Unter diesen gibt es aber auch zwei eher weiblich geprägte Studiengänge. Mit jeweils ca. 15 Prozent setzen sich Textiltechnik und Innenarchitektur deutlich von den anderen Studiengängen in ihrer Fächergruppe ab.
Frauen in Pädagogik und Medizin
Auch am weiblichen Ende des Studienfachspektrums bleiben die Überraschungen aus, zumindest wenn man gängige Erwartungen darüber pflegt, wo die überwiegenden Interessen von Frauen und Männern liegen. Die Sprachheilkunde/Logopädie landet mit einem Männeranteil von nur 6 Prozent auf dem ersten Platz. Gestaltung (9 Prozent) und Schwerbehindertenpädagogik (11 Prozent) landen auf den Plätzen. Damit gehen zwei von drei Treppchenplätzen an Studienfächer aus der Fächergruppe Sprach- und Kulturwissenschaft (Sprachheilkunde und Schwerbehindertenpädagogik). Im Durchschnitt liegt diese Fächergruppe bei einem Anteil von 31 Prozent männlicher Studierender. Im arithmetischen Mittel der Fächergruppen wird diese jedoch noch von den medizinischen ausgerichteten Fächergruppen übertroffen.
In der Veterinärmedizin, deren Fächergruppe nur ein Studienfach umfasst, liegt der Anteil der Frauen bei 85 Prozent. Die Studiengänge aus dem Bereich Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften liegen bei einem mittleren Frauenanteil von 72 Prozent. Innerhalb dieser Fächergruppen weisen die Humanmedizin und die Zahnmedizin mit 39 bzw. 38 Prozent die höchsten Männeranteile auf. Studienfächer die eher im gesundheitswissenschaftlichen Bereich liegen, weisen im Vergleich zu diesen einen höheren Frauenanteil auf.
Findet es heraus
Es ließe sich an dieser Stelle noch einiges über die bevorzugte Studienwahl von Frauen und Männern berichten. Das tolle ist: Ich muss es nicht. Wer wissen möchte, wo sein eigenes aktuelles oder zukünftiges Studienfach im Vergleich zu anderen zu verorten ist, der kann es selbst herausfinden. Viel Spaß beim Herausfinden. Für interessante Entdeckungen, Fragen oder Anregungen steht die Kommentarfunktion offen. Ich freue mich auf Feedback.
von Tobias Wolfanger