Noch bis Ende August ist das Transferfenster geöffnet und rund um den Erdball wechseln gegenwärtig Profifußballer den Arbeitgeber. Das hat mich auf die Idee gebracht, in meine Fußball-Reihe einen Beitrag zu internationalen Transferbewegungen einzubauen und zu überlegen, ob sich anhand dieser Entwicklungen eine Ahnung von der Verschiebung der Kräfteverhältnisse zwischen den europäischen Ligen gewinnen lässt. Da die aktuelle Transferperiode noch nicht zu Ende ist, greife ich zunächst auf die Daten der letzten Saison zurück. So ergibt sich ein gutes Vergleichskriterium zum späteren Abgleich mit den Daten der aktuellen Transferperiode.
Nachfolgende Grafiken, erstellt im Radial Axis Layout von Gephi, zeigen die globalen Transferströme basierend auf den Daten von Transfermarkt.de. Der jeweilige Kreis repräsentiert das Transfervolumen der Vereine des jeweiligen Landes in Millionen Euro in Ablösesummen, die Verbindungen bilden die Transferströme in monetärer Hinsicht ab. Für letztere habe ich aus optischen Gründen auf eine Beschriftung verzichtet. Die Daten können bei Transfermarkt.de eingesehen werden.
Spielermagnet Premier League, Powershopping in Russland
Mit großem Abstand vor allen anderen besitzt England nach wie vor eine große Anziehungskraft. Allein aus Frankreich wechselten Spieler für eine kumulierte Ablösesumme von ca. 140 Millionen Euro auf die Insel, damit war dieser Transferstrom der größte der letzten Saison. Auch aus Italien, Deutschland, Spanien und Brasilien wechselten Spieler für beträchtliche Ablösesummen in die Premier League. Bemerkenswert ist, dass Russland bereits auf dem zweiten Platz folgt. Für rund 96 Millionen Euro wechselten Spieler aus Portugal nach Russland, darunter allerdings auch Hulk, der mit 55 Millionen Euro Ablöse für mehr als die Hälfte der Summe verantwortlich ist. Nach Italien und vor Frankreich liegt Deutschland an vierter Stelle. Die ausgehenden Transferströme verteilen sich relativ gleichmäßig auf viele Länder. Eine weitere Auffälligkeit ist Spanien. Das Volumen der Ablösesummen für neu in die Primera Division wechselnde Spieler war vergleichsweise gering und bewegte sich eher in der Größenordnung von Ländern wie der Türkei oder Brasiliens anstelle der anderen großen europäischen Ligen.
Sparkurs im Süden
Während in England weiter mächtig eingekauft wird, scheint in Spanien und Italien mittlerweile mehr aufs Geld geachtet zu werden. Auch in Frankreich, Brasilien und Portugal fallen die kumulierten Abslösesummen für die abgewanderten Spieler deutlich höher aus als diejenigen für die Zugänge. Das passt ins Bild dieser Ligen als solche, die von vielen Spielern als Transfersprungbrett zu den großen europäischen Clubs genutzt werden.
Die Bundesliga hatte im Vergleich zu den anderen großen Ligen vor und während der letzten Saison internationale Abgänge in vergleichsweise geringem Umfang zu verzeichnen. Das Volumen der Zugänge überragte diese deutlich. Möglicherweise kann daraus bereits ein Hinweise auf die steigende Attraktivität der Bundesliga abgelesen werden. In diesem Fall sollte sich in der aktuellen Transferperiode der Trend fortsetzen.
Was bringt diese Transferperiode?
Interessant wird zu sehen sein, wie sich die internationalen Transferströme dieses Sommers im Vergleich zu denen von 2012/2013 gestalten werden. Ganz sicher wird England wieder an erster Stelle stehen. Aber wird sich der Sparkurs in Südeuropa fortsetzen? Für die Bundesliga könnten gute Chancen bestehen, Italien vom dritten Platz abzulösen. Einen Aufsteiger kann ich bereits jetzt mit großer Sicherheit ankündigen: Da die Transferströme bei Transfermarkt.de den AS Monaco trotz seiner Teilnahme am französischen Ligenbetrieb als Vertreter Monacos klassifizieren, wird das Fürstentum in dieser Transferperiode zu den Top-Einkäufern im internationalen Vergleich zählen.
von Tobias Wolfanger